Die Qual der Objektivwahl. Welches Objektiv passt zu mir?
Als Fotoeinsteiger sollte man sich überlegen, welche Objektive man zu seiner System-, oder Spiegelreflexkamera benötigt. Welche Objekte und in welcher Entfernung möchtest Du fotografieren? Eher die weite Landschaft und Objekte, die nah bei Dir sind, oder doch auf Veranstaltungen, Geburtstagen und Festlichkeiten die Freunde und Bekannte; also eher mehr Porträt- und Peoplefotografie? Vielleicht bist Du auch eher der Tiertyp, der gerne die Meise, das Reh, den Fuchs, oder das eigene Haustier, wie den Hund, oder die Katze fotografiert?
Welches Objektiv passt zu mir?
Ein Objektiv ist ein optisches Gerät und besteht aus meist verschiedenen Linsen in einem Tubus „Gehäuse“. Das Objektiv ist sozusagen, dass Auge der Kamera. Umso technisch versierter die Linsengläser hergestellt werden und je mehr diese vergütet sind, je kostspieliger wird das Objektiv. Auf dem Gehäuse von dem Objektivglas sind nicht nur verschiedene Bezeichnungen zu finden, sondern teilweise auch Wahlschalter, Drehringe und am vorderen Objektivgehäuse ein innenliegendes Gewinde. Das Objektiv gibt es als Festbrennweite, zum Beispiel 50mm und um den richtigen Bildausschnitt zu bekommen, muss man sich nach vorne oder hinten bewegen. Es gibt allerdings auch Zoomobjektive, zum Beispiel 24-70mm. Mit solch einem Zoomobjektiv hat man die Möglichkeit, das Objekt, ohne an dieses heranzugehen, näher heranzuholen durch Zoomen. Das gleiche gilt beim Zoomobjektiv für den umgedrehten Fall. Jetzt nicht erschrecken, es werden die Bezeichnungen auf dem Objektiv erläutert. Man muss sich diese Abkürzungen nicht beim ersten Mal einprägen, das kommt später beim Kauf des Objektivs und beim Benutzen.
Die Objektiv-Bezeichnungen:
Der Wahlschalter [AF – MF] bedeutet Autofokus und Manueller Fokus. Die Kamera „Body“ stellt mit dem Autofokussystem [AF] und dem Objektiv auf das Objekt vollautomatisch scharf. Wird der Schalter auf [MF] eingestellt, muss der Fotograf mithilfe des Schärfe-Drehrings [Drehring geriffelt] am Objektiv das Objekt selbst per Hand scharf einstellen, mithilfe des Suchers der Kamera.
Ein 50mm Objektiv wird auch in Verbindung mit einer Vollformatkamera als Normalobjektiv bezeichnet, da es dem Blickwinkel des Menschen entspricht. Die 50mm bedeuten, dass das aufgenommene Bild mit einer Vollformatkamera einer Brennweite von 50mm „Bildwinkel“ entspricht. Das Objektiv hat eine einzige Festbrennweite. Es gibt auch Zoomobjektive [16-35mm/24-70mm/70-200mm/100-400mm], wobei ein weiterer Dreh- bzw. Zoomring am Objektivgehäuse die Brennweite des Objektivs verändert. Je höher die Brennweite [75mm/100mm/135mm/200mm/300mm/400mm] „Telebereich“, desto enger wird der Bildwinkel und das Objekt wird optisch stärker vergrößert dargestellt. Unterhalb von 50mm Brennweite [32mm/24mm/16mm] bewegen wir uns im Weitwinkelbereich.
Objektive mit einem Ultraschallmotor [USM] sind dementsprechend gekennzeichnet. Ein Ultraschallmotor ist ein fast geräuschloser Micro-Motor für eine superschnelle und zuverlässige Fokussierung, welcher im Objektiv eingebaut ist.
Mit dem Distanzschalter [FULL] – [0.5 Meter bis unendlich] – [0.3 Meter bis 0.5 Meter] kann der automatisch suchende Autofokus [AF] in der Entfernungssuche begrenzt werden. Wird der Distanzschalter, nicht bei jedem Objektiv zu finden, auf [0.3 bis 0.5 Meter] begrenzt und das Objekt würde sich von der Kamera/Objektiv zirka 1,2 Meter weit entfernt befinden, dann kann der Autofokus [AF] das Objekt nicht scharf stellen.
Die Stabilisierungstechnologie [STABILIZER] ist bahnbrechend und gleicht Verwacklungen im Freihandmodus aus. Das bedeutet, bei Objektivbrennweiten im Telebereich, größer 100mm, würde ohne die Stabilisierungstechnologie das Bild durch den Sucher unruhig „zittern“ schwanken, da der Mensch nicht in der Lage ist, die Kamera mit angesetztem Objektiv „Freihand“, ohne Stativ, absolut ruhig zu halten. Mit aktiviertem Stabilizer wird unsere unruhige Kamerahaltung stabilisiert und ausgeglichen. Diese Technologie findet sich in den Teleobjektiven, wenn lange Brennweiten zum Tragen kommen.
Die L-Objektive „rauchweiße Objektive im Telebereich“ sind bei Canon mit L gekennzeichnet, wobei meist um die Fassung ein roter Ring „staubdicht“ gezogen ist. Die L-Objektive stehen für hochprofessionelle Bildqualität und hochpräzise und robust verarbeitete Objektive.
Die Blendenzahl [1:1.4 / erstes Bild am oberen Objektivrand] gibt die maximale Blendenöffnung an. Kurzerhand: Wie lichtstark das Objektiv produziert wurde, dabei ist [1:2.8] lichtstärker, als ein [1:4.0]. Ein Objektiv mit der Angabe 1:4,0-5,6 gibt die Blendenöffnung in einem von (minimal) bis (maximal) Bereich an.
Die Schärfentiefenskala sei kurz erwähnt: Dieses Display am Objektiv gibt an, ab welcher Distanz [Meter/Feet] die Schärfe wirkt. Bei Makroobjektiven kann noch zusätzlich der Abbildungsmaßstab abgelesen werden.
Das Weitwinkelobjektiv 16-35mm
Soll es eine spiegellose System-, oder eine Spiegelreflexkamera werden? Diese Entscheidung ist wichtig für die weitere Auswahl der Objektive. Bei einer Cropkamera „APS-C“ wird der Bildwinkel am Objektiv verkleinert und bei einer Vollformatkamera bildet das Objektiv originalgetreu ab, siehe auch den Artikel: Crop versus Vollformat. Zu empfehlen als Fotoeinsteiger sind Zoomobjektive, da ein ständiges und lästiges Wechseln der Objektive mit einer einzigen Festbrennweite entfällt. Ein Zoomobjektiv beinhaltet in einem Objektiv einen kompletten Brennweitenbereich zum Beispiel von 24-70mm. Nun folgen ein paar Bildbeispiele mit Erklärungen.
Das Objektiv an der Cropkamera. Eine Cropkamera hat einen kleineren Sensor und beschneidet den Bildwinkel. Das Bild, aufgenommen bei 28mm Objektivbrennweite, hat den gleichen Bildbetrachtungseffekt wie eine 50mm Objektiv an einer Vollformatkamera. Bedeutet: Die Brennweite erhöht sich bei einer Cropkamera, somit bekommt man weniger Bild gegenüber einer Vollformatkamera. |
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Das Foto entstand vom gegenüberliegenden Tischplatz. Bei einer Canon Cropkamera (Faktor 1,6) wurden hier am Zoomobjektiv 28mm Brennweite eingestellt. Mit einer Vollformatkamera wären das am Objektiv eingestellte 45mm. | Das Foto entstand ebenfalls vom gegenüberliegenden Tischplatz. Bei einer Canon Cropkamera (Faktor 1,6) wurden hier am Zoomobjektiv 28mm eingestellt. Mit einer Vollformatkamera wären das am Objektiv eingestellte 45mm. |
Cropkamera und Weitwinkel. Durch den kleineren Sensor der Cropkamera werden bei Nahaufnahmen weitwinkligere 16-35mm Objektive benötigt. |
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Die Aufnahme entstand an einem runden Tisch, vom gegenüberliegenden Tischplatz mit einer Cropkamera (Faktor 1,6). Am Zoomobjektiv wurden 26mm Brennweite eingestellt, das entspricht bei einer Vollformatkamera 42mm. | Das Bild wurde vom gegenüberliegenden Tischplatz gefertigt, wobei der Tisch recht groß war. Das Objektiv wurde an der Canon Cropkamera (Faktor 1,6) auf 34mm eingestellt. Dies wären mit einer Vollformatkamera 54mm Brennweite. |
Beim Fotografieren mit einer Cropkamera am Tisch, oder auf kurze Distanz wird unweigerlich ein Objektiv mit 24-35mm Brennweitenbereich benötigt. Mit einer Vollformatkamera benötigt man lediglich ein 38-56mm Brennweitenobjektiv. Objektive mit diesen theoretischen Brennweiten werden nicht hergestellt. Wer nur im Nahbereich fotografiert dem würde ein Festbrennweitenobjektiv mit 28mm f2,8 USM (zirka 400.-) bzw. 50mm f1,4 USM (zirka 300.-) genügen.
Teleobjektiv 70-300mm
Fotografierst Du nur auf kurze Distanz, oder kann es passieren, dass die Objekte doch mal weiter entfernt sind, die abgelichtet werden sollen? Dazu zählen zum Beispiel Porträtaufnahmen, oder schreckhafte Tiere. Mit einem 28mm oder 50mm Objektiv wirst Du keine schönen Bilder von Geschehnissen auf einer Bühne, oder das Flugzeug, welches Kunststücke am Himmel vollbringt, fotografieren können. Bei dieser Art Fotografie bewegst Du Dich im Telebereich, wie auch die folgenden Bildbeispiele zeigen.
Cropkamera mit Normal bis Teleobjektiv. Durch den kleineren Bildsensor in der Cropkamera wird der Bildwinkel so eng beschnitten, dass eine Aufnahme mit einem 100mm Brennweitenbereich ein visuelles Bildergebnis liefert, wie ein Brennweitenbereich mit 160mm an einer Vollformatkamera. |
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Der Fotograf war mit der Cropkamera (Faktor 1,6) und dem angesetzten Objektiv bei eingestellten 90mm Brennweite zirka vier Meter vom Objekt entfernt. Bei einer Vollformatkamera hätte das Objektiv auf 144mm Brennweite eingestellt werden müssen. | Ein buntes Kindertreiben und als Fotojournalist stand ich direkt an der Bühne, dennoch betrug die Objektivbrennweite 56mm mit einer Canon Cropkamera. Knapp 90mm Objektivbrennweite hätten es mit einer Vollformatkamera sein müssen, um das gleiche Bildergebnis zu erzielen. |
Cropkamera mit Teleobjektiv. |
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Im Wildpark ist es nicht immer einfach nahe an die Tiere heranzukommen, so wurden hier 155mm Brennweite am Objektiv mit einer Cropkamera APS-C (Cropfaktor x1,6) eingestellt. Gleiches Bilderlebnis erhalten wir mit einer Vollformatkamera und einer eingestellten Objektivbrennweite von 248mm. | Für die Aufnahme des Doppeldeckers waren 170mm Brennweite am Objektiv mit einer Cropkamera (Faktor x1,6) eingestellt. Mit einer Vollformatkamera (24x36mm Fotosensor) muss das Objektiv auf 170×1,6 = 272mm Brennweite eingestellt werden, damit der Bildausschnitt mit dem Bild der Cropkamera identisch ist. |
Es gibt unterschiedliche Festbrennweitenobjektive wie das EF 85mm / 135mm / 200mm / 300mm / 400mm, bis hin zum 600mm Objektiv im fast unbezahlbaren Bereich. Eine bequeme und alternative Lösung sind Zoomobjektive, welche eine flexible einstellbare Brennweite besitzen. Der Nachteil der Zoomobjektive liegt in der Lichtstärke und wenn lichtstark gewünscht, dann macht sich das im Preis bemerkbar.
Je höher die Brennweite am Objektiv ist, oder eingestellt wird, umso näher können wir weit entfernte Objekte heran(zoomen)holen und bildfüllend fotografieren. Dies funktioniert auch im umgedrehten Fall, so können wir mit kleinen Brennweitenzahlen, wie einer Objektivbrennweite von 16mm ein Objekt sehr weitwinklig fotografieren.
Die Aufnahme entstand mit einer Vollformatkamera und einer Objektivbrennweite von 16mm. Um dieses Bilderlebnis auch mit einer Cropkamera zu erreichen müssten wir ein Objektiv mit einer Brennweite von 10mm besitzen. Die Problematiken, die sich im unteren und oberen Brennweitenbereich ergeben, sind Bildverzerrungen, um nur eine zu nennen. Der Objektivpreis für ein Weitwinkelobjektiv mit 10mm ist auch beachtlich.
Um das Anfangsbudget nicht explodieren zu lassen, ist ein Allroundobjektiv keine schlechte Wahl, wie das 18-135mm Brennweitenobjektiv, welches im Starter-Set mit der Canon EOS 77D angeboiten wurde. Ein externer Blitz sollte generell zu einer guten Ausrüstung dazugehören und so kann auch bei Geburtstagsfeiern, bei schwachem Licht, fotografiert werden. Wenn möglich, immer indirekt gegen eine weiße Decke blitzen.
Das Makroobjektiv
Ein Makroobjektiv läßt kleine Objekte groß, im Maßstab 1:1, abbilden. Leider gibt es diese Art der Objektive nur als Festbrennweiten und nicht als Zoomobjektive. Einige Makroobjektive eignen sich auch hervorragend als Porträtobjektive, wie das Canon EF 100mm f2,8L Macro mit Hybrid-Bildstabilisator und USM. Je höher die Angabe der Brennweite (50mm/100mm/180mm), desto weiter weg kann das Objekt fotografiert werden (Fluchtdistanz). Allerdings bedeutet es auch, dass die Verschlusszeit bei hohen Brennweiten problematischer einzuhalten ist.
Kleine Lebewesen groß in Szene gesetzt. Spezielle Objektive für spezielle Anwendungen. |
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Das Bild von der Biene wurde fotografiert mit einer Vollformatkamera und einem Makroobjektiv EF 100mm f2,8L IS USM. Um solche Fotos zu bekommen, muss man nahe (30-50cm) an das Objekt heran und keine Angst vor den kleinen Bienchen haben. Bilddaten: ISO320 : Blende f16 : Verschlusszeit 1/100s : 100mm Brennweite. | Der Klatschmohn wurde ebenfalls abgelichtet mit einer Vollformatkamera und dem EF 100mm f2,8L IS USM Makroobjektiv. Blumen, Obst, Sträucher und Gemüse sind leichte Fotoobjekte, da sie nicht davonfliegen, springen oder laufen können. Die einzige Problematik ist der Wind. Bilddaten: ISO2000 : Blende f14 : Verschlusszeit 1/80s : 100mm Brennweite. |
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