Kameravergleich Vollformat versus Crop
Eine digitale Spiegelreflexkamera kann man als Vollbildformatkamera und als Cropbildformatkamera erwerben. Die beiden unterschiedlichen Kamerasysteme mit einem größeren und kleineren Fotosensor können untereinander verglichen werden, aber es ist ein unfairer Vergleich, da der Vollformatsensor immer im Vorteil, statt im Nachteil sein wird, wenn man den preislichen Aspekt vernachlässigt.
Was ist eigentlich das Vollformat? Zu analogen Zeiten gab es keine eingebauten Fotosensoren und man musste in die analogen Spiegelreflexkameras einen Kleinbild-Negativ-Rollfilm in die Aufnahmekammer einlegen. Dieser standardmäßige Kleinbildfilm war aufgerollt (Rollfilm) in einer kleinen Filmdose mit dem Aufnahmeformat 36mm x 24mm x 24 oder 36 Bilder. Auf dem Rollfilmstreifen haben sich bis zu 36 kleine Bildkästchen 24x36mm befunden. Wenn man durch dieses Bildkästchen geschaut hat, war nichts zu erkennen, da der Film noch unbelichtet war. Nachdem die Aufnahmen getätigt wurden, brachte man den Film in der Dose in den Fotoladen zum Entwickeln und bekam einige Tage später den Rollfilm in zurechtgeschnittene Negativstreifen mit 5-6 Bildkästchen a 24x36mm zurück.
Jetzt konnte man in den Bildkästchen etwas erkennen und mit einem Negativscanner war es ein leichtes, diese Filmstreifen als digitales Bildmaterial umzuwandeln. Analog zu Digital, das war der erste Schritt zur digitalen Filmrevolution. Der analoge Kleinbild-Rollfilm setzt das Maß aller Dinge und somit wird seine Kleinbildgröße von 24mm x 36mm als Vollbild „Fullframe“ in der digitalen Fotografie bezeichnet.
Der Kleinbildfilm hat scih folgendermaßen präsentiert: |
Um nun der digitalen Zeit gerecht zu werden, wurde ein Fotosensor anstelle des Kleinbildrollfilms entwickelt. Wie man sich nun denken kann, müssen Schaltkreise und Abermillionen Fotodioden auf dem Fotosensor platziert werden. Bei einer Sensorgröße von 24x36mm eine technische Meisterleistung, geschweige denn von dem Preis der 24x36mm Vollformatsensoren.
Vignettierung im Randbereich
Wer sich eine digitale Vollformat-Spiegelreflexkamera leisten kann musste sehr viel Geld ausgeben. Die Hersteller haben dementsprechend eine bezahlbare Digitalkamera entwickelt. Der Fotosensor wurde kostengünstig produziert und schon waren die Cropkameras geboren. Der Fotosensor entsprach allerdings nicht mehr dem analogen Kleinbild, oder heute auch bekannt als Vollbildformat mit 24x36mm, sondern die Sensoren wurden um den Faktor 1,6 (Canon-spezifisch) verkleinert und haben eine Sensorgröße von 22,7×15,1mm.
Wie schon bildtechnisch am Vollformat-Fotochip erkennbar, ist dieser höher und breiter. Das angesetzte Objektiv an einer Vollformatkamera wird bis zu den äußeren Objektivrändern vollständig beansprucht. Da die meisten Objektivhersteller günstige Produkte im Portfolio haben und mit weniger gut vergüteten Gläsern, wird zum Bildrand die Bildschärfe nachlassen. Nicht nur bei günstigen Objektiven ist am Bildrand zu erkennen, das leichte bis stärker auftretende Bildschwärzungen auftreten. Diese sind auch bekannt als Vignettierung. Es können auch chromatische Aberrationen auftreten, welche nichts anderes als Farbfehler sind.
Trotz hochvergüteten L-Objektiven können je nach Blendenvorwahl in den Randecken leichte Vignettierungen (dunkle Bildstellen) erscheinen. Durch Abblenden, also die Blendenzahl erhöhen, werden diese reduziert. Das Bild von der Windkraftanlage entstand bei 16mm mit der größten Blendenöffnung „kleinste Blendenzahl“ von f2,8. Schon ab einer Blende von f3,5 und höher wird das Phänomen der Vignettierung reduziert.
Es gibt auch Zweifler, die behaupten, dass ein Abblenden nichts bringen würde. Wer Probleme im Randbereich hat, sollte einfach mal Abblenden, man kann dabei nichts verlieren, nur gewinnen und kann sich dann ein eigenes Urteil bilden, ob Abblenden eine Lösung darstellt.
Bildvergleich einer Vollformatkamera und Cropkamera
Das linke Bild wurde aufgenommen mit einer Vollformatkamera bei einer Objektivbrennweite von 170mm. Das rechte Foto mit exakt der gleichen Objektivbrennweite und dem gleichen Objektabstand wurde lediglich mit einer Spiegelreflexkamera mit Cropfaktor 1,6 aufgenommen. Der Bildvergleich verdeutlicht im horizontalen und vertikalen Randbereich, welche Informationen bei einer Cropkamera nicht mehr auf dem Fotosensor sind, da dieser Fotochip um den Faktor 1,6 kleiner ist.
Aufbau: Ein Manfrotto-Stativ wurde in Position gebracht und das L-Objektiv 100-400mm mit Stativplatte auf dem Stativ befestigt. Im Lichtzelt wurde der Waschbär platziert und nur die digitalen Spiegelreflexkameras Vollformat und Crop wurden an das Objektiv befestigt. Die Position von Objektiv/Stativ zum Objekt wurde nicht verändert. Die Brennweite wurde eingestellt und fixiert. Der Vorteil des EF100-400L: Der Einstellring für das Objektivzoom kann sehr hart eingestellt werden, so dass es fast unmöglich ist, das Objektiv auf eine andere Brennweite zu bewegen.
Das Bild einer Cropkamera wird an einem Monitor näher bzw. größer dargestellt, da weniger Bildbreite und Bildhöhe vorhanden sind. Es erweckt den Eindruck als hätte man zusätzlich hineingezoomt, mehr Telebrennweite. Ist aber komplett falsch. Das was die Cropkamera kann, kann auch die Vollformat-Spiegelreflexkamera. Man muss nur das Bild an den Rändern beschneiden und kommt auf den gleichen Bildeffekt. Was nicht möglich ist: Man kann nicht am Cropkamera-Foto die fehlenden Bildinformationen anhängen, so dass das gleiche Bild entsteht, wie bei einer Vollformatkamera.
Wenn Menschen in engen Räumen fotografiert werden, oder andere Gegenstände, welche komplett angezeigt werden sollen, dann hat man es mit einer Cropkamera schwerer. Bei einer realen Person von einer Größe um die 1,80 Meter und eventuell 2-3 Meter Abstand wäre die Objektivbrennweite, um die komplette Person abzulichten, bei der Vollformatkamera bei 16mm. Bei einer Cropkamera reicht eine Objektivbrennweite von 16mm nicht mehr aus. Entweder man kann nun den Abstand zur Person vergrößern, oder benutzt ein anderes Objektiv mit einer kürzeren Brennweite von zum Beispiel 10mm. Diese Objektive sind allerdings kostspielig.
Der Vollformatsensor und Cropsensor 1,6 mit Mensch ärgere Dich nicht.
Das Cropbild wurde in das Vollformatbild hineingelegt. Da die Cropkamera weniger Autofokusfelder hat, wurde das Stativ etwas ausgerichtet, das führt nun zu dem ungleichmäßigen Bildseitenverhältnis von Vollformat zu Crop. Was aber gut zu erkennen ist, eine Landschaft würde im Vollformat mehr beeindrucken, da bei gleicher Objektivbrennweite deutlich mehr Bildweite auf der landschaftsaufnahme zu sehen wäre.
Rauschverhalten Vollformat und Crop
Der linke 100% Bildausschnitt vom Vollformatbild zeigt eine Bildaufnahme mit ISO1600. Auf der rechten Seite ist ebenfalls ein 100% Bildausschnitt zu sehen, allerdings wurde das Bild mit einer Cropkamera und ebenfalls ISO1600 erstellt. Ein Vollformatsensor hat trotz hoher ISO-Einstellung weniger Rauschverhalten (Bildkriseln) als bei einem Cropsensor.
Bildrauschen oder Bildkriseln verursacht bei immer höheren ISO-Werten eine Unschärfe und weniger Klarheit im Bild. Je moderner die digitale Spiegelreflexkamera wird, umso besser wird das Bildrauschen. Ein Sensor im Cropformat wird aber niemals einem Sensor im Vollformat bezüglich Bildrauschen das Wasser reichen können. Beide RAW Bilder aus den Kameras wurden mit den gleichen Entwicklungsdaten bzgl. Schärfe, Radius… zu einem TIFF-Bild 16Bit umgewandelt, welche wiederrum mit den identischen Werten als JPG-Bild abgespeichert wurden.
Auf der linken Seite wurde der Waschbär mit ISO 10.000 und einer Vollformatkamera fotografiert und 100% Bildausschnitte auf eine Vorlage gebracht. Die rechte Seite zeigt ebenfalls 100% Bildausschnitte vom Waschbären, allerdings mit einer Cropkamera und bei ISO 3200.
Mit einer Vollformatkamera hat man genügend Bildinformationen, dass bei einem Bildschnitt, immer noch genügend Bildmaterial vorhanden ist. Das Menschärgere Dich nicht Bild wurde im unteren und oberen Bereich zurückgeschnitten, so entsteht ein leichter Panoramaeffekt, bei voller horizontaler Vollformatchipausnutzung.
Alles was die Cropkamera kann, kann auch die Vollformatkamera, nur alles eben ein wenig besser.
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